Die Laugenbrezel ist ein Kulturgut in Süddeutschland und damit auch ein deutsches Markenzeichen. Bei allen Kindern südlich des Mains ist es ein Verkaufsschlager und auch der erwachsene Süddeutsche genießt sie regelmäßig. Pur, on the Rocks (also mit Butter) oder mit Käse, Schinken oder anderen Schweinereien belegt. Ein Bäcker in Stuttgart, der keine Brezeln im Regal hat, ist kein Bäcker. An jeder Ecke bekommt man die Leckerei. In der Königstraße stehen spezielle „Brezelkörbe“ aus denen heraus das salzige Laugengebäck verkauft wird. Und mit Preisen von etwa 1 Euro ist sie auch ein sozialverträgliches Bestechungsmittel für die Kinderchen von alleinerziehenden Müttern und Vätern! Kurz und gut: Laugenbrezel ist Kult!
Damit die Menschheit im Allgemeinen und der süddeutsche Staatsbürger im Besonderen dieses Kulturgut auch zukünftig uneingeschränkt konsumieren kann, hat der Staat nun beschlossen, die alleinigen Lizenzrechte für die Herstellung von Laugenbrezeln zu erwerben. Zwar sind bislang keine Fälle von Unterversorgung an Laugenbrezeln bekannt geworden, gleichwohl ist unser sorgender Staat bemüht, alles nur Erdenkliche zu tun, um die Grundversorgung mit dieser kulinarischen Köstlichkeit sicherzustellen.
Und so hat die neu gegründete Brezel-Erzeugungs-Zentrale (BEZ, eine Anstalt des öffentlichen Rechts) 50.000.000,- EUR für die Lizenzrechte bezahlt und wird ab 2012 den privaten Bäckern das Brezelbacken abnehmen. Die Brezel wird man aber auch zukünftig beim Bäcker kaufen. Den Bäckern werden entsprechende Distributionsverträge mit der BEZ angeboten. So bleibt für den Bürger auch in Zukunft die Brezel im sonntäglichen Frühstückskorb und somit alles beim Alten. Abgesehen von den 50 Mio Euro: bei welchen Ausgaben diese eingespart werden sollen, steht noch nicht fest. Zur Diskussion stehen Stellenstreichungen bei der Polizei, das Einsparen von Kita-Plätzen oder eine Reduzierung der Hauptschul-Lehrerausbildung. Aber was ist das schon, angesichts der Rettung eines Kulturgutes!
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