Die Oktober-Ausgabe von Info3 ist den großen Fragen der Metaphysik gewidmet, die spätestens seit Kant mit den drei Begriffen Gott, Freiheit und Unsterblichkeit aufgezählt werden. Ein spannendes Heft mit originellen Beiträgen aus ganz unterschiedlichen Perspektiven. Unter dem Titel „Meine Gottwerdung“ ist auch ein Artikel von mir zu lesen, in dem ich den landläufigen positivistischen Atheismus seiner konsequenten, spirituell aufgeklärten Form zuführe, die darin besteht, Gott nicht nur zu leugnen, sondern selbst seinen Platz einzunehmen.
Auszug: Der Naivität eines persönlichen Schöpfergottes, der die Welt und uns Menschlein von seinem Wolkenthron herab hegt und pflegt, steht eine nicht minder naive Vorstellung der Atheisten entgegen, die über die Existenz Gottes so reden, als handle es sich um eine hinterm Mars versteckte Teekanne. (…) Nicht nur mein eigener ehemaliger Gottesglauben sondern in hübscher Symmetrie dazu auch die kulturgeschichtliche Tatsache eines ganz selbstverständlichen Umgangs mit dem Glauben an Gott und Götter stellt mich doch vor die Frage, ob es tatsächlich nur schiere Unvernunft und Naivität ist, oder ob hinter diesem Gottesbegriff nach Abzug allzu naiv-positivistischer Vorstellungen des Allmächtigen nicht doch ein Sinnsystem zu entschlüsseln ist, das mit der Wirklichkeit kongruiert. (…) Das atheistische Credo „Es gibt keinen Gott“, das mit der naturwissenschaftlichen Nüchternheit aber auch mit einer gewissen philosophischen Naivität die Existenz einer Projektion zum Zankapfel macht, kann ich zwar in seiner positivistischen, die rein empirische Ebene betreffenden Bedeutung durchaus unterschreiben, doch die geeignete Form, meinen Atheismus kund zu tun, fand ich in einer Formel, die jene Projektion als Faktum mit einschloss und die Existenzfrage transzendiert. Und so lautete mein atheistisches Credo „Ich bin Gott“. (…) Denn während der materialistische Atheist sich in seiner naturwissenschaftlichen Objektivitäts-Vorstellung nichts anderes schafft als was der Theist in seinem Gottesbild vor sich hinstellt – nämlich ein verschlüsseltes und entäußertes Bild seiner eigenen Tätigkeit – erkenne ich als Gott diese Tätigkeit unmittelbar als die meine und nenne daher auch die aus ihr entstehende Welt mein Eigentum. Nur so ist die Leugnung Gottes vollständig, weil sie aufzeigt, wo jene Funktionen zu suchen sind, die der Theist Gott zuschreibt.