Nachdem ich aus gesundheitlichen Gründen seit zwei Jahren auf das Rauchen verzichte, bin ich zum aktiven Passivraucher geworden. Nun hat das Bundesland, das meine ehemalige Heimat und meine neue Wahlheimat ist, beschlossen, mir auch dieses Vergnügen zu nehmen. Ab heute Nacht 0:00 Uhr ist es vorbei. Zumindest in öffentlichen Einrichtungen und Kneipen. Zuhause dürfte ich noch passivrauchen – nur leider gibt es keinen Aktivraucher in unserer Wohnung.
Der Jubel der Gesundheitsfraktion überschlägt sich. Meilensteine werden gesetzt und der Kampf, der natürlich nicht dem Raucher sondern nur dem Schutz des Nichtrauchers gilt, scheint sich zugunsten des letzteren zu entscheiden, zumindest solange er kein aktiver Passivraucher ist wie ich. Aber Spaß beiseite: weder Rauchen noch Passivrauchen ist gesund! Und weil es schon Ärgernis genug ist, mit der Bahn fahren zu müssen, will ich durchaus dort wenigstens saubere Luft einatmen!
Rauchfreiheit in öffentlichen Gebäuden und Verkehrsmittel ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit für ein zivilisiertes Land mit rücksichtsvollen Bürgern. Aber ist das überhaupt der Streitpunkt, um den es geht? Geht es wirklich um das Rauchen oder geht es nicht vielmehr um die Frage, wie weit der gesundheitsbewusste Arm des Gesetzes in die Privatsphäre eindringen darf? Denn Kneipen sind anerkanntermaßen Räume eines privaten Dienstleistungsunternehmens und keine öffentlichen Gebäude! Diese Diskussion vermisse ich doch sehr in dem entpolitisierten Glückstaumel der Gesundbeter.
Wann wird denn nun endlich Musik in Kneipen verboten? Ich hasse Musik in Kneipen, weil ich mich unterhalten möchte. Es ist auch wissenschaftliche nachgewiesen, dass Lärm über 65dbA Krankheiten verursachen kann. Habe ich als Nichthörer nicht auch das Recht, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, genauso wie jeder Nichtraucher? Muss ich Krankheitsrisiken in Kauf nehmen, wenn ich als Nichthörer eine Kneipe besuchen will? Wann schiebt der Gesetzgeber hier endlich einen Riegel vor?
Ich fordere ein generelles Musikverbot in öffentlichen Gebäuden, Verkehrsmitteln und Gaststätten! Im Dienste der akustischen Umwelt und der Gesundheit aller Nichthörer!